Fördern und Fordern

Zielgruppe: Eltern und Lehrpersonen


Für Eltern und Lehrpersonen ist die Balance zwischen Fördern und Fordern eine ständige Herausforderung. Doch muss Förderung immer mit Forderungen verbunden sein?

Im Jahre 1997 hat Roman Herzog am Berliner Bildungsforum das Thema "Fordern" wieder aufgegriffen.

Seine Erkenntnis war, dass es ohne Anstrengung keine Bildung gebe und dass man Leistung nicht fördern kann, ohne sie auch zu fordern. Daher muss die vorherige Frage wohl zumindest im Bezug auf die Bildung/Schule mit "JA" beantwortet werden.

 

Erreicht man mit Forderungen sein Ziel?

 

Die Antwort darauf hängt stark von der Art und Weise ab, wie etwas gefordert wird und wie derjenige, welcher die Forderung stellt, seine Rolle sieht. Übernimmt diese Person die Verantwortung für die Erreichbarkeit der Forderung, so empfinde ich es als sinnvoll. Geschieht dies nicht, ist es einzig die Basis für Konflikte.

 

Fördern und Fordern in der Schule

In der Schule wird ja bekanntlich einiges gefordert. Die Kinder haben klare Vorgaben, welche Ziele zu erreichen sind und dabei stehen sie auch noch unter Zeitdruck. Wenn Lehrpersonen diese Forderungen seitens der Schule jedoch bewusst gestalten und mit den Eltern im Austausch sind, so sehe ich es als unproblematisch. Dies sollte aus meiner Sicht die Regel sein, da der Unterricht oftmals aufbauend ist und der Lernstand regelmässig überprüft wird. Gerade die Heilpädagogen können ihr Wissen einbringen und dadurch einen Mehrwert generieren. Förderpläne sind hierbei ein gutes Arbeitswerkzeug, wenn vorgängig eine Lernstandserfassung erfolgt ist und man danach arbeitet. Wird es professionell durchgeführt, so ist die Voraussetzung geschaffen um erreichbare Forderungen zu stellen. Ist dies nicht der Fall, so müssen die Forderungen überdenkt und verändert werden.

 

Warum sind solche Förderpläne von Bedeutung?

 

Oftmals reicht der Lehrplan als eine Art Förderplan aus und die Lehrperson passt den Inhalt und die Methode an. Dies funktioniert beim Grossteil der Kinder gut. Es gibt aber auch eine Vielzahl an Kindern, welche mit dieser Vorgehensweise überfodert sind, welche spezielle Bedürfnisse haben. Diese können sich auf unterschiedlichste Weise zeigen. Gerade in solchen Fällen ist es wichtig, den Lernstand zu erfassen und eine Förderplanung zu erstellen. Sollte Ihr Kind also einen eigenen Förderplan haben, so spricht das für die Lehrpersonen, welche Ihre Arbeit ernst nehmen und Ihr Kind gezielt fördern möchten.

Fördern Fordern
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Fördern und Fordern als Eltern

Auch Eltern fordern einiges von ihren Kindern. Gerade der herrschende Bildungsdruck sorgt dafür, dass Eltern sich häufig dazu verpflichtet fühlen aus ihrem Kind das Maximum herauszuholen, es zu pushen und möglichst vielseitig zu fördern, damit ja keine Chance verpasst wird. In solchen Situationen wird es immer wieder vorkommen, dass Sie etwas einfordern, was eigentlich als Förderung gedacht war.

Bevor wir jedoch weiter in das Thema einsteigen, möchte ich Ihnen noch den Text "Ziele in der Erziehung" nahelegen. Wenn Sie sich über Ihre Ziele klar sind, bemerken Sie schnell, ob Sie etwas von ihren Kindern fordern oder Sie es einfach fördern.

 

Beispiel zur Differenzierung:

Ihr Kind möchte aus freien Stücken ein Instrument erlernen. Sie ermöglichen es Ihrem Kind, da Sie es als eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung erachten. Dieses Vorgehen würde ich als Förderung bezeichnen.

Sie haben nichts gefordert, einzig das Interesse gefördert.

Aus meiner Erfahrung gelingen Vorhaben wie ein Instrument zu erlernen nicht ohne Forderungen. Denken Sie nur schon an das regelmässige Üben, die Besuche der Lektionen usw.

Sie werden wohl kaum ohne Forderungen auskommen. 

 

Im Elternhaus verhält es sich ähnlich wie in der Schule. Um Forderungen zu erfüllen, sollten Gelingensbedingungen gegeben sein, alles andere ist schlicht unfair. Wenn Sie sich achten, bemerken Sie wohl schneller als es Ihnen lieb ist, dass Sie eine Menge Forderungen an Ihr Kind stellen. Sie drücken es nicht direkt so aus, doch es bestehen Erwartungen, zumindest in bestimmten Situationen. Denken Sie nur mal an einen Restaurantbesuch oder das Autofahren. Klappt das wirklich alles ohne Forderungen? 

 

"Es muss nicht ohne Forderungen funktionieren"

 

Irgendwie hat es sich so entwickelt, dass man als Eltern schlecht dasteht, wenn man Forderungen an sein Kind stellt. Forderungen müssen nicht immer schlecht sein, viel wichtiger ist, dass man dabei fair ist. Fair sein bedeutet hier, dass es dem Kind möglich ist die Forderungen zu erfüllen. Im Restaurant verhält sich ein Kind sicher ruhiger, wenn es die Aufmerksamkeit der Eltern hat oder eine altersgerechte Beschäftigung. Kinder sitzen auch besser im Auto, wenn sie sich vorgängig austoben konnten, es Geschichten zu hören gibt oder man miteinander spricht.

Forderungen können zudem positiv gestaltet werden. Hier ein mögliches 3-Punkte-Vorgehen:

 

1. Seien sie sich klar was Sie möchten bzw. einfordern wollen.

Hierbei ist es wieder hilfreich sich der Ziele bewusst zu sein, auch wenn es nur etwas banales wie ein aufgeräumtes Kinderzimmer ist. Versuchen Sie nicht mehrere Dinge auf einmal einzufordern.

2. Schaffen Sie ein Umfeld, welches es möglich macht, die Forderung zu erfüllen.

Dieser Punkt klingt sehr einfach, ist er aber nicht. Beim Thema Ordnung ist es einfacher als bei Themen wie Zuverlässigkeit oder Sozialverhalten. Sind Sie sich sicher, dass ihr Kind alles hat, was es benötigt? Hierbei meine ich nicht nur Materielles, sondern auch Wissen und den entsprechenden Entwicklungsstand. Ist dies nicht der Fall, wird es die Forderung nicht erfüllen können und der Konflikt ist vorprogrammiert. Zudem sind solche Situationen nicht förderlich für den Selbstwert eines Kindes.

3. Überdenken Sie Ihr Vorgehen immer wieder und seien Sie achtsam.

Wieder einmal der wichtigste Punkt. Seien Sie achtsam auf Ihr Kind und sich selbst, da Sie als erwachsene Person schlussendlich die Verantwortung tragen.

Fördern Fordern Balance
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Fazit: Halten Sie die Balance

Wir haben gemerkt, dass Fördern und Fordern auf Gegenseitigkeit beruht.

Ohne Fordern kein Fördern, ohne Fördern kein Fordern. Daher ist es wichtig die Balance zu halten, damit es zu keiner Einseitigkeit kommt. 


Bildungsangebote zum Thema findest du hier



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Kommentare: 2
  • #1

    Adrian Erb (Donnerstag, 30 August 2018 02:27)

    Danke Michael, ein sehr hilfreicher text. Ich selbst glaube nicht nur foerdern, auch fordern ist wichtiger part Im Leben eines Kindes.
    Ein Anreiz ist ein gutes Instrument um eine Forderung zu ereichen.

  • #2

    Gezielt-lernen.ch / Michi (Donnerstag, 30 August 2018 09:35)

    Hallo Adrian.
    Ich finde auch, dass es beides benötigt. Fordern hat auch damit zu tun, dass man dem Kind zutraut diese Anforderung zu erfüllen, also an seine Fähigkeiten glaubt. Wie im Text beschrieben sind jeweils die Bedingungen zu beachten. Anreize schaffen ist sicher eine Möglichkeit, dort gilt es jedoch vorsichtig zu sein, damit das Kind nicht nur Forderungen erfüllt um belohnt zu werden.